Ein Phantom stirbt niemals, so Jacques Derrida, sein Kommen und Wiederkommen ist das, was immer (noch) aussteht.[1] Der Begriff des Phantoms bezieht sich auf Marx‘ Gespenster. Immerhin verweist der erste Satz des kommunistischen Manifestes darauf, dass ein Gespenst in Europa umgeht, dasjenige des Kommunismus.[2] Die kapitalistischen Gesellschaften mögen geglaubt haben, der Kommunismus wäre seit dem Zusammenbruch der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts tot. Nur war sein Gespenst nie tot – und deshalb trifft es auch nicht zu, dass er selbst tot war. Neben allem, was es außerdem ist, bleibt ein Gespenst immer das, was sich nicht greifen lässt. Über keinen fassbaren Körper verfügend, lässt es sich weder wegsperren noch irgendwo festzurren. Infolge seiner gestaltlosen Gestalt ist es zwar nie konkret anwesend, aber auch nie wirklich weg. Und wenn das Gespenst des Kommunismus wiederkehren kann, dann kann das auch all das, was dieses hervorbringen kann.
Nicht nur das kommunistische unter den Gespenstern kann wiederkommen. Eine althergebrachte Idee mag einem so erscheinen – oder: nicht-erscheinen –, als sei sie vom vorwärtstreibenden Fluss der Zeit weggeschwemmt worden. Doch das Gespenst dieser Idee ist in ihm mitgeschwommen und das auch dann, wenn es fast unerkannt geblieben ist. Was sich einmal als potentiell umsetzbare Idee in diesen Fluss eingespeist hat, ist von ihm mitgezogen worden. In ihrer immateriellen Form ist sie abruf- und damit auch umsetzbar geblieben. Und was latent anwesend ist, kann jederzeit wieder manifest werden. In Bezug auf das Gespenst gilt es so, einen (Nicht-)Akteur ins Auge zu fassen, der auf einen einwirken kann, ohne selbst greifbar zu sein. Es handelt sich um die Zeit, die handeln lässt, selbst jedoch, einer konkreten Präsenz entbehrend, nicht aktiv handeln kann.
Obschon wir aufgrund limitierter Zeitreserven und ausgesuchter Präferenzen die meisten von ihnen unbeachtet lassen, sind wir von einer Unsumme von Gespenstern umschwirrt, nach denen wir greifen können, um das Gedankengut zu reaktivieren, das sie in sich tragen. Dazu müssten wir – wieder – beginnen, an sie und das, was sie uns verheißen, zu glauben. Pachtet ein Gespenst die Gedankenwelt von einer bestimmten Anzahl menschlicher Akteure dann tatsächlich für sich, sieht es sich imstande, die Wirklichkeit mitzugestalten. Seine unheimliche Macht birgt sich somit darin, sich in überaus konkrete Handlungen übersetzen zu können, obwohl es selbst nur eine Scheinexistenz führt. Schließlich können wir die Ideen ausführen, die von diesen Gespenstern transportiert werden. Das heißt, die Ideengespenster benötigen menschliche Wirte, damit sie sich handelnd umsetzen können. Mitunter zwingen sie sich einem regelrecht auf.
Indes hat die stete Abrufbarkeit unzähliger Gespenster auch dazu geführt, dass der Zeitstrahl immens beladen ist. Als Metapher weist die Timeline weit über sich hinaus: Sicher fließt sie unablässig dahin und sie scheint gleichmäßig nach vorne zu fließen. Doch täuschen sowohl die langsame, kontinuierliche Bewegung, wie auch ihre nur scheinbar unangefochtene Linearität ihren Betrachter über ihre eigentliche Natur hinweg: Wer diesem Fluss aufmerksam folgt, erkennt zahlreiche wiederkehrende Elemente, die aus ihm auftauchen, um ihren Kopf zu erheben. Verursacht wird das unter anderen von besagten Gespenstern, die auf eine Chance harren, das Denken und schließlich das Handeln aufnahmefähiger Protagonisten – wieder! – für sich einzunehmen. Dafür ringen sie um jene Aufmerksamkeit, die sie dringend benötigen, um sich fester und dauerhafter in ihren potentiellen Umsetzer zu verankern. Um diese für sich zu gewinnen, müssen sie alle möglichen Mittel einsetzen, denn an gespensterhafter Konkurrenz mangelt es kaum.
Nicht allein das Angebot an Konsumgütern, sondern auch jenes an freischwebenden Ideen ist unübersehbar geworden – nur: können diese um Aufmerksamkeit buhlenden Ideen überhaupt etwas anderes sein als Konsumgüter? Im Rahmen einer solchen Konkurrenzsituation verfügt das schon Bekannte über einen nicht unerheblichen Startvorteil: Allein weil es etliche Male vorher gedacht worden ist, kann es ein Gedankengut leichter wieder für sich einnehmen. Dennoch kehrt ein Gespenst, falls es wiederkehrt, nicht als genau dasjenige wieder, was es vorher einmal war, sondern, da seine Wiederbeschwörung jetzt vonstattengeht, als ein dem vormaligen ähnliches Gespenst, das ein von der Jetzt-Zeit durchsetztes und damit verändertes ist.
Da nie nur alte Gespenster aus der nur vermeintlichen Versenkung auftauchen, sondern immer auch neue in den andauernden Kampf um Aufmerksamkeit eintreten, wirkt der Zeitstrahl seltsam überladen. Man sieht sich schon zu reichlichen Investitionen gezwungen, will man den Überblick über ihn nicht verlieren. Loswerden kann man die Ideen-Gespenster ohnehin nicht. Denn infolge der Gespensterhaftigkeit einer jeden Idee überwinden wir sie auch dann nicht, wenn wir uns glauben lassen, sie hätte sich erledigt, sondern es bleiben fürderhin abrufbare Reste übrig, die wieder aufgegriffen werden können. Nicht einmal die von Nietzsche gelobte Kraft des Vergessens schafft Abhilfe.[3] Denn irgendjemand erinnert sich immer an eine scheinbar verschwundene Idee, und so kann er ein vermeintlich schon verlorenes Spiel wieder neu beginnen lassen kann. Was für überholt befunden worden ist, hat sich allenfalls in Nischen verkrochen, in denen es weiter existiert hat, darauf wartend, wieder hervorgekramt und einer veritablen Anzahl Menschen zugänglich gemacht zu werden.[4]
Nichts, was im Zeitstrahl einmal erschienen ist, weil es auf die aktuelle Zeit abgestimmt war, ist je wirklich aus ihm entfernt worden. Wenngleich er selbst universal ist, zieht er unvermeidlich all das Partikulare mit sich, das im Laufe der Geschichte irgendwann in ihn getreten ist. Alles, was als Gespenst einmal Einzug in die Welt gehalten hat, hat das getan hat, um in ihr zu verharren. So biegt der Zeitstrahl sich unter sich selbst weg, der Fortschritt bremst sich selbst aus und was linear erscheint, ist noch zyklischer durchsetzt, als sie es immer schon war. Diesbezüglich kommt sich das Voranschreiten selbst in Quere: Darauf beruhend, dass eine Idee – möglichst verbessernd oder korrigierend – auf die andere aufbaut, hat es durch die solcherart hervorgerufene Beschleunigung alle irgendwann entworfenen Ideen auf einer gemeinsamen Ebene steter Abrufbarkeit platziert.
Da der überladene Zeitstrahl den gesamten Globus umfließt, bringt er alles, was er je mit sich gezogen hat, miteinander in Verbindung und das tut er schneller und schneller. Die Beschleunigung hat zu einer Verdichtung geführt und diese zu einer Verlangsamung. Was uns nach vorne zu hetzen scheint, ist deshalb zugleich auch und vielleicht sogar vor allem etwas, das uns blockiert. In die Zukunft weisende Techniken haben auch die Vergangenheit näher an uns herangeholt und wie alles andere ist auch diese gekommen, um zu bleiben. So stehen die Gespenster des Vergangenen neben, hinter oder vor jenen aus der Gegenwart oder gar der Zukunft.
Durch das Voranschreiten ist nicht nur die Zeit, sondern auch der Raum zusammengewachsen: Mit dem beschleunigten Zugriff auf die Vergangenheit ist auch das nur noch vermeintlich weit Entfernte näher gerückt. Was an einem Ort überwunden schien, ist an einem anderen von höchster Aktualität, und weil hier und dort durch rasend schnelle Informationskanäle miteinander verbunden sind und nunmehr nahe beieinander liegen, gewinnt, was dort aktuell und hier überholt war, an beiden Orten entweder an überholter Aktualität oder aber an aktueller Überholtheit. Das führt dazu, dass es hier wie dort miteinander ringt. Zudem wirft das immer auch die damit einhergehende Frage auf, was aus welchen Gründen als aktuell und was als überholt gelten kann. So baut sich mitunter das von uns Zurückgelassene als bedrohliche Wiederkehr vor uns auf und droht uns auf es zurückzuwerfen, und das paradoxerweise auch, weil die Welt sich immer schneller auf ihre Zukunft hin entwirft. Was tief in der Vergangenheit verborgen und dort sicher verwahrt schien, scheint plötzlich als – beängstigende? – Zukunftsvision auf.
Wir leben deshalb zwar durchaus in einer nach vorne und oben entfesselten Welt, dabei aber auch in einer, in der die Zeitsphären einander überlagern und sich ineinanderschieben, um sich gegenseitig aufzuhalten. Alles steht dichter beieinander und was sich rege austauscht, passt auch aufeinander auf. Wenn alles, was sowohl abruf- wie auch umsetzbar geblieben ist, durcheinandergewirbelt worden ist, kann das Gespenst der Zukunft, und damit diese selbst, vom Gespenst der Vergangenheit, und damit von dieser selbst, zurückgebunden und sogar, so widersinnig das erscheinen mag, überholt werden.
Auch die entschleunigenden Ideen müssen ja, um möglicherweise wirksam werden zu können, ihre Gespenster wieder und wieder in den nach vorne weisenden Zeitstrahl einschmuggeln. Ein plötzlich erscheinender Einbruch der Vergangenheit wäre demnach alles Mögliche, nur mit Bestimmtheit nicht plötzlich. Wenn sich ein einst für überholt befundenes Gespenst im Kampf der Ideen behauptet, dann wäre dies ein Sieg, der vom Voranschreiten zumindest mitbedingt wäre – ein Sieg, der von seiner eigenen Niederlage mit verursacht worden wäre.
So sind wir in ein Wechselspiel von Mit- und Gegeneinander zersplitterter Zeitabschnitte geraten. Nicht zuletzt, wenn auch sicher nie allein, ist es in verstohlener Form die Zeit selbst, die sich in verbindenden und verbindlichen, aber auch in miteinander unvereinbaren Ideen ausdrückt – und eine zusammenwachsende Welt ist darauf angewiesen, eine gewisse Einheit unter dem herzustellen, was sich immer auch widerstrebt. Am Grunde von sozialen Aushandlungsprozessen, die entscheiden, welche Ideen sich durchsetzen und welche weggedrückt werden sollen, stehen demnach auch Ideen-Gespenster, die aufgegriffen und in Handlungen umgemünzt werden können. Denn die Bedingungen dafür, dass eine Idee, die sich übergangen fühlt, Gehör findet, müssen gegeben sein, und falls sie das nicht sind, müssen sie aktiv hergestellt werden.
Wer sich an solchen Aushandlungen beteiligt, sollte sich folglich bemühen, eine tragfähige Idee geltend zu machen. Denn noch Ideen, wie sich die Schranken, die zwischen den einzelnen Ideen-Verfechtern aufgebaut werden, am ehesten wieder abbauen lassen, sind solche, die die Köpfe für sich einnehmen müssen. Diese verbindenden Ideen haben sich insoweit selbst schon unterlaufen, als auch sie gar nicht anders können, als in ein Ringen mit allen anderen Ideen zu treten. Umgekehrt ist das Ringen der partikularen Ideen das, was die einheitsstiftenden Ideen überhaupt erst ermöglicht. Nur wo einzelne, zu Maßen auseinanderdividierte Ideen vorhanden sind, kann sich der Gedanke entwickeln, diese zu vereinbaren.
So mag die große Erzählung ihre Glaubwürdigkeit verloren haben,[5] und doch ist auch sie als Gespenst mitgeschwommen. Nur ist sie zu einer kleinen Erzählung zusammengeschrumpft, die sich zusammen mit anderen Erzählungen an einen – virtuellen – Tisch zu setzen und aufreibende Aushandlungsprozesse zu führen hat. Weil es nach seiner Umsetzung als Gespenst erhalten bleibt, das wäre ein kleines Fazit, kann das wiederkehren, was wir an Ideen durch unser Handeln ins Leben rufen, und das auch dann, wenn wir selbst uns davon abwenden. Unsere geistigen Geschöpfe entwickeln Selbsterhaltungskräfte, die uns wohl dienlich sein können, in denen aber auch Potentiale schlummern, die sich gegen uns wenden können.
[1] J. Derrida, Marx‘ Gespenster. Der verschuldete Staat, die Trauerarbeit und die neue Internationale. Frankfurt am Main 1995: S. 160.
[2] K. Marx/F. Engels, Das kommunistische Manifest. Hamburg 1999: S. 43.
[3] F. Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. In: Werke in sechs Bänden. Band I. München/Wien 1980: S. 213.
[4] In einer Hinsicht sind die gestaltlosen Gespenster eingefangen worden. Mittlerweile ist jede Idee in irgendeinem virtuellen oder konkreten Medium gespeichert. Das verstärkt den Effekt nur, denn dadurch ist sie jederzeit und umgehend imstande, auf unser Leben zuzugreifen.
[5] J. F. Lyotard, Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien 1999: S. 112.
Eine Anmerkung: Eine Alternativversion dieses Textes ist unter dem Titel „Die Gespenster, die wir hinterlassen“ im Philosophiemagazin Hohe Luft in der Ausgabe 2/2022 erschienen.

Verdächtig scheint mir
dass eine Idee
der Geist
aus der Flasche
in der Innenwelt
der Aussenwelt
unsere Innenwelt
übermannen könnte
als wäre das Unbewusste
nicht der Nährboden von allem
das der Vergangenheit
und der Zukunft
in aller Gegensätzlichkeit
im hier und jetzt
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Nehmen wir einmal an, ich würde dieser Darstellung folgen – was ich nur bedingt tue –, woraus setzt sich dieser Nährboden des Unbewussten denn zusammen? Was würde man in diesem Unbewussten denn anderes finden als Sedimente jener Ideen, die hier unter Verdacht gestellt werden, nicht das ihnen Zugeschriebene leisten zu können?
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Guten Tag.
Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
Zitat und Fragen / Antwort
Nehmen wir einmal an, ich würde dieser Darstellung folgen –
ich rede von dem wie ich es verstehe
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was ich nur bedingt tue –
niemand muss meiner Sichtweise Folge leisten
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woraus setzt sich dieser Nährboden des Unbewussten denn zusammen?
Das Unbewusste kann nur zum Teil erörtert werden
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Was würde man in diesem Unbewussten denn anderes finden als Sedimente jener Ideen, die hier unter Verdacht gestellt werden,
diese und jene die neu zur Einsicht gebracht werden
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– nicht das ihnen Zugeschriebene leisten zu können?
das Neue muss neu auf den Punkt gebracht werden, ein etwas, woran der Mensch bis heute noch nicht gedacht hat
ich glaube das Unbewusste bleibt zum grössten Teil unbewusst
ich denke das Unbewusste ist so alt wie die Menschheit selbst
ich denke das Unbewusste ist kein Perpetuum Mobile, heißt wörtlich „ein sich ewig Bewegendes“. Es bezeichnet die alte Vorstellung einer Maschine, die unaufhörlich in Bewegung ist, also arbeitet oder Energie freisetzt, ohne dass ihr Energie nachgeliefert werden muss.
Ideen, die sich in der Gesellschaft verbreiten, über die Tradition Menschen über Jahrhunderte begleiten; sie enden damit, das ein jemand ihre absoluten Wahrheitsanspruch bezweifelt und zu neuer Einsicht der Dinge und Tatsachen kommt
Mit freundlichen Grüßen
Hans Gamma
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Dass das Unbewusste zum größten Teil unbewusst bleibt, liegt ja in der Natur der Sache. An ein Perpetuum Mobile glaube ich auch nicht, irgendwoher muss die Zufuhr ja kommen. Gut möglich, dass das Unbewusste so alt ist wie die Menschheit selbst, aber das steht dem Gesagten keineswegs im Weg. Sie behaupten, es kann nur zum Teil erörtert werden: Bourdieu spricht von einem Vergessen der Geschichte, das von der Geschichte selbst erzeugt wird. Einigermaßen in diesem Sinne: Vielleicht handelt es sich um Sedimente der sozialen Ordnung, in der wir uns bewegen, um solche, die in einer so selbstverständlichen Weise in unser Handeln ein- und mit diesem zusammenfließen, dass wir uns ihrer eben nicht mehr bewusst sind? Insofern diese soziale Ordnung auch durch Ideen generiert und verändert wird, wiederholt sich das Spiel durch die Geschichte hindurch permanent in je neuen Varianten.
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Irgendetwas, hochgeschätzter Herr vom Schriftschlag, in Ihren Texten fordert mich immer wieder heraus, meinen Senf dazu zu geben, das Alter ist’s, der älteren Herren Besserwisserei, unkt der Eine in mir, der Andere gar erklärt, nein, die Art, des Schriftschlags Stil ist’s, das Thema selbst, war’s nicht Vanitas – Vergänglichkeit, nein das nicht, es ist, oder doch die Suche dem Ganzen Strömen, Strudeln, Stolpern einen Sinn abzugewinnen?
Wie Sie Geister, Gespenster, Phantome in den Fluss schmeissen und dann sich gekonnt daneben setzen, um in den Verwirbelungen des Flussartigen Muster eben jener Gespenster wieder erkennen, ist meisterhaft. Allein, ich vermag es nicht.
Vom Typ her bin ich dann doch eher ein Mario Andretti des Lebens, solange du meinst du hättest alles unter Kontrolle, heißt das nur, du bist zu langsam! Verkürzt, der Spaß fängt doch dann erst an, wenn man nicht mehr weiß, was kommt.
Ob sich das Alte in ewigen Rhythmen wiederholt, oder schlichtweg nicht tot zu kriegen ist, wie der Kommunismus, wie Ungeziefer in der Küche, weiß ich nicht. Maximal 100 Jahre Lebenszeit mit ganz klaren Entwicklungsphasen sind Menschen gegeben. Kein Anderer von uns Menschen kennt mein Innenleben, ob es Bakterien oder Nanobots tun, weiss ich nicht, doch jeder von uns hat sein Eigenes. Handeln können Menschen nur in der Gegenwart, Dichter verbiegen hier und da auch die Vergangenheit, genauer unsere Erinnerung mit ihren schmeichelnd eingängigen Bildern und Erzählungen.
Als wir das Vergangene erlebten, kämpften, liebten, litten, lachten, besoffen, verträumten oder schlicht verschliefen war es anders, nämlich noch in uns und mit uns, jetzt hat es Lethe fortgespült, auch wenn uns Freudianer mit erhobenen Zeigefinger mahnen wollen, weshalb habt ihr vergessen?
Vielleicht damit wenn wir uns erinnern, inspiriert vom Klang einer Melodie, Duft sommerabendlicher Blumenschwere, oder Durchstreifen alter Plätze, schwelgen können, und ein Ach ja, wie ein Stossgebet unvermittelt von uns lassen. Unsere alten, und genauso gebrechlichen Freunde der Bank neben uns vernehmen’s und wissen, gönn‘ es ihm diesen seligen Moment, sag jetzt nichts, nur ein leises zustimmendes, Ja-ja.
Aus dem Kulturraum des Derrida gibt es noch zwei weitere Gespenster oder Phantome, den Dshinn und den Ghul, mit beiden dortige Kinderohren ins Staunen versetzt werden und ihre Herzen gruselig jauchzend verengt, weil sie ja in kuschliger Geborgenheit den alten Geschichten lauschen. Die Neuzeit setzt ihre Brut vor die Glotze oder lässt sie vor Portables selber Gruseliges finden. Schaun wir mal was das ergibt.
Warum uns Westlern Derrida diesen orientalischen Geisterschmarrn vorenthält, finde ich schade, nadann halt Altbekanntes um Gespenster in alten englischen Schlössern, Untote, die keine Ruhe finden, weil ihnen einst grosses Unrecht geschah.
Oder habe ich die Message von den Spirits irgendwie falsch verstanden und die Geister, sind in Wirklichkeit die guten Geister, die uns erinnern, was wir lieber anders, besser machen sollten, in Zukunft, so eine Art, Menscheitsgewissen, jedem eingeboren, mit gleichen Werten und einem grossen Ziel?
Mir scheint, wenn es das Gute Gewissen gibt, dann sind unsere Ohren davor gut verstopft, Augen tiefdunkel verglast, Herzen betonartig verbaut, rechtes Handeln nicht zu befürchten.
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Was immer es ist, ich werfe dazu einfach mal ein paar verstreute Anmerkungen in den Raum:
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Ich stimme zu, der Weise dem Öffentlichkeit zuteil wird, möge seine Worte weise setzen und nur das in die Welt entlassen, was auch verstanden und getan werden kann und ihn möglichst nicht beschämt. Ob unsere digitalisierten Welten tatsächlich dauerhaft archiviert, bezweifle ich stark, schon Papier war geduldiger als geordnete Elektronen und Steine noch viel mehr als Papier und Geschichten überdauern am längsten die Zeitläufte. So erwarte ich den Weisen nicht unter den Wissenschaftlern, noch den Philosophen, auch nicht bei Theologen und an Stammtischen zu finden, sondern dort wo Geschichten erzählt werden, etwa Kinderbuchautoren?
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